Alpi fährt, Mann stirbt
- Admin
- 20. Feb. 2017
- 2 Min. Lesezeit
Ein junger Motorrad-Videoblogger steht vor Gericht – er ist mehrfach als Raser in der Bremer Innenstadt aufgefallen. Nun hat er sogar einen alten Mann totgefahren.

Dank des fahrerischen Könnens von „Alpi“ ist die Sache noch einmal gut gegangen. Der Fußgänger ist unverletzt, obwohl er sich ziemlich „behindert“ verhalten hat, wie Alpi findet. „Er bleibt stehen. Ey, wie ein Reh. Er bleibt stehen. Der wäre gestorben - ich hätte ihn in seine Einzelteile zerlegt wie bei Lego.“ Alpi ist sich sicher: Ein Fahranfänger hätte „den so hart mitgenommen“. Als Motorrad-Crack hat Alpi es aber wieder mal geschafft. Nix passiert.
Alpis Helmkamera hat die gesamte Fahrt aufgezeichnet, inklusive Ton. Tief in der Nacht wollte Alpi mit einem Kumpel noch einige Runden in der Bremer Innenstadt drehen. „Jetzt sind wir an der Partymeile. Und hier sind immer so viele dicke Autos: C63, CLS 63, M3 - schieß mich tot -, und die jagen wir heute“, hat Alpi zu Beginn des Videos erläutert. Doch selbst PS-starke Wagen haben gegen die agilen Motorräder keine Chance. Alpi hat auf seiner „Mitternachtsrunde“ einiges zu lachen. Über einen Audi TT macht er sich besonders lustig. „Wir müssen noch irgend was Schnelles erwischen!“, ruft Alpi. Die Ampel springt auf Grün. Die Zahl auf Alpis Digitaltacho klettert steil in die Höhe: 40, 80, 120 km/h. Alpi fährt 144 km/h, kurz bevor ihm der Fußgänger in die Quere kommt.
Auf Youtube war Alpi mit seinen rasanten Fahrten eine bekannte Größe. 83.000 Nutzer hatten seinen Videoblog „Alpi fährt“ abonniert und schauten sich an, wie der junge Mann mit 170 Sachen durch Bremen raste oder auf einer norddeutschen Allee bei strahlendem Sonnenschein atemberaubende Überholmanöver hinlegte. Unter einem der Videos schrieb ein Nutzer, Alpi sei einer der „besten MotoVlogger“. Bedauernd fügte der Zuschauer hinzu: „Und ausgerechnet ihn trifft es.“
Angeklagt wegen Mordes
Alpi wird sich nämlich ab Montag vor Gericht verantworten müssen. Seine Illusion, durch sein fahrerisches Können vor Unfällen gefeit zu sein, ist mittlerweile zerstoben. Alpi, so die Staatsanwaltschaft, hat am Abend des 17. Juni mit seinem Motorrad einen 75 Jahre alten Rentner totgefahren. Bei dem Unfall soll Alpi mehr als 100 km/h schnell gewesen sein. Als er erkannte, dass der alte Mann in einem Baustellenbereich trotz roter Ampel die Straße überquerte, war es für eine Bremsung bereits zu spät. Alpi beschleunigte darauf sogar noch, warum auch immer. Vielleicht wollte er so den Unfall noch verhindern. Der alte Mann wurde frontal erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Die Sanitäter konnten ihm nicht mehr helfen, er starb an der Unfallstelle. Auf Bildern vom Unfallort sind alte Lederschuhe zu sehen, dazu zerschnittene Kleidung sowie eine leere Spritze.
Das Besondere an dem Prozess gegen Alpi wird sein, dass die Anklage nicht auf fahrlässige Tötung lautet. Die Bremer Staatsanwälte belassen es auch nicht dabei, juristisch feste aufs Gaspedal zu drücken und Alpi wegen Totschlags anzuklagen. Die Ankläger wollen in diesem speziellen Fall das Maximum aus der Gerichtsmaschine herauskitzeln: Alpi soll wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt werden. Oberstaatsanwalt Frank Passade erklärt, seine Behörde betrete mit diesem Vorwurf in einer Verkehrsstrafsache „rechtliches Neuland“. Der Staatsanwalt zuversichtlich: „Wir haben uns das sehr gut überlegt.“
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